Deportivo Riestra Club mit Ivan Buhajeruk

Einsatz in Fußball-Pflichtspiel Influencer-Auftritt sorgt für Eklat in Argentinien

Stand: 13.11.2024 12:52 Uhr

Ein argentinischer Erstligist setzt einen Influencer als Marketing-Gag in einem Pflichtspiel ein - und versetzt den Profifußball in Aufruhr.

Einen Tag, nachdem er Argentiniens Fußballwelt erzürnt hatte, ging Ivan Buhajeruk alias "Spreen" wieder der Aktivität nach, die ihm fast acht Millionen Abonnenten alleine bei Youtube gebracht hat: Videospiele zocken. Die ganze Aufregung um ihn schien ihn nicht wirklich zu tangieren. Er habe "keinem Kind den Platz weggenommen", sagte der Streamer fast beiläufig.

Am Montagabend hatte Buhajeruk einen Moment erlebt, der für viele Fußballer trotz jahrelangen Trainings ein Traum bleibt: ein Einsatz in einem Erstliga-Spiel. Bujaheruk stand in der Startelf von Aufsteiger Deportivo Riestra gegen Spitzenreiter Velez Sarsfield (Endstand 1:1) - und das, obwohl er gar kein ambitionierter Fußballer ist.

Ivan Buhajeruk

Ivan Buhajeruk applaudiert Richtung Fans

Die Highlights: Nase kratzen und vom Feld gehen

Nach 78 Sekunden und ohne Ballkontakt wurde Buhajeruk ausgewechselt. In den sozialen Netzwerken hat jemand ein Video mit "Spreens beste Skills" hochgeladen. In dem Zusammenschnitt kratzt er sich zweimal an der Nase und geht dann, Richtung Publikum applaudierend, vom Feld.

Kooperation mit Großsponsor

Hinter der skurrilen Aktion steckt Kommerz. Buhajeruk arbeitet mit einem Großsponsor des Klubs zusammen, einem Energydrink-Hersteller. "Unser Ziel war (und ist), neue Zielgruppen für den Fußball zu gewinnen, Brücken zwischen verschiedenen Welten und Plattformen zu schlagen", schrieb Deportivo Riestra nach der Partie.

Riestra hatte "Spreen" vor zwei Monaten unter Vertrag genommen, obwohl er keinerlei Erfahrung im Profifußball hatte. In der Vorwoche nahm er am Training teil, nun folgte der Einsatz - wohlgemerkt in einem Pflichtspiel, in dem es um Punkte in der ersten Liga ging.

Scharfe Kritik auch von Juan Sebastian Veron

An dieser Stelle hört für viele der Spaß auf. Velez-Torjäger Braian Romero sprach von "Betrug" und einer "falschen Botschaft an die Gesellschaft, an die Kinder, an diejenigen, die bis zum Schluss versuchen, es in den Profifußball zu schaffen". Der langjährige frühere Nationalspieler Juan Sebastian Veron, derzeit Präsident von Estudiantes de La Plata, beklagte einen "völligen Mangel an Respekt gegenüber dem Fußball und den Fußballern".

Der Kapitän von Deportivo Riestra, Milton Celiz, reagierte verständnisvoller. Buhajeruk sei "ein Freund des Hauses, und er hat einen Vertrag". Von diesem mache er Gebrauch, denn "jeder würde gerne in der ersten Liga spielen".

Arbeit für Ethikgericht und Staatsanwaltschaft

Der Auftritt könnte allerdings noch ernste Folgen haben. Der argentinische Verband (AFA) hat sein Ethikgericht angerufen, "mögliches Verhalten zu untersuchen, das dem Ruf der Integrität des argentinischen Fußballs schaden könnte".

Zudem berichtete die Tageszeitung "Clarin", dass ein Online-Anbieter am Montag attraktive Wetten darauf angeboten habe, ob "Spreen" das Spiel beginnen würde oder nicht. Die auf Glücksspiele spezialisierte Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Influencer im Fußball

Das Wirken von Influencern im Fußball ist auch in Deutschland ein Streitthema - seien es Video-Blogger in den Stadien, alternative Formate wie die Baller League oder Amateur-Klubs, die von Influencern wie den Brotatos oder Elias Nerlich gesteuert werden.

Elias Nerlich klatscht mit Zuschauern am Spielfeldrand ab (Imago Images/Matthias Koch)

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Auch dass Vereine mit Influencern zusammenarbeiten, um neue Zielgruppen zu gewinnen, ist nicht neu. Die Kooperationen beschränken sich bisher aber auf Formate abseits des Spielfelds, auch bei Bayern München und Younes Zarou, der auf TikTok mit seinem internationalen Haupt-Account 56 Millionen Follower hat.

Jindaoui - erst Hype, jetzt vereinslos

In Berlin hat Nader Jindaoui für Aufsehen gesorgt. Mit Videos aus seinem Alltag hatte er sich ein Millionenpublikum aufgebaut, gleichzeitig aber immer auch den Traum vom Profifußball verfolgt. Bei Hertha BSC musste ein Testspiel der zweiten Mannschaft abgebrochen werden, weil immer wieder junge Fans für ein Selfie mit Jindaoui auf den Rasen gestürmt waren.

In der Saison 2023/24 durfte er bei Hertha BSC dann tatsächlich einmal im DFB-Pokal und einmal in der 2. Bundesliga ran, kam danach aber nicht mehr zum Zug. Aktuell ist der 27-Jährige vereinslos.